EIN WEITERES BEISPIEL FÜR DIE DURCHLÄSSIGKEIT GEWISSER GRENZEN
Collage mit Texten von David Foster Wallace
Abschlussinszenierung Theaterakademie Hamburg
Kampnagel
Regie und Fassung: Henri Hüster
Choreographie: Vasna Aguilar
Bühne: Lea Burkhalter
Kostüm: Martha Lange
Dramaturgie und Fassung: Nikolai Ulbricht
Video: Benedikt Werth
Regie-Assistenz: Jette Büshel
Produktionsleitung: Laura Pischek
Mitarbeit: Clara Hausmann
Fotos: Jakob Schnetz
Spiel: Vasna Aguilar, Katharina Bintz, Marius Bistritzky,
Lukas Gander, Paul Grote, Marie Popall, Julia Franz Richter,
Gabriel Schneider, Milena Straube, Tamara Theisen
taz 7.6.2016
Die Zuschauer kommen in den Saal, suchen sich ihren Platz, während bereits neun Schauspieler und Schauspielerinnen auf Stühlen sitzen. Wenn es dann endlich still ist im Zuschauerraum, geht es nicht etwa schlagartig los. Im Gegenteil: Langsam ertasten die Spieler die Bühne. Wagen sich vor, ziehen sich zurück. Erproben Haltungen. Erstarren, lösen die Starre wieder auf. Und dann folgt Text. Chorisch gesprochen, mal recht synchron, mal verschleppt; dann fallen sich die Sprechenden ins Wort. Sie reden in Schleifen, in Wiederholungen. Dazwischen Tanzeinlagen. Ver- und Entkrampfungen, aus denen immer neue Körperfiguren entstehen.
Dann, langsam, formen sich Geschichten, die sich rasch wieder auflösen. Gemäß dem Credo des Autors David Foster Wallace, dass unsere heutige Welt so komplex ist, dass man nicht mehr linear über sie sprechen kann. Erzählt man aber nicht linear, folgt man ihren Brüchen, gibt man den auseinander fallenden Teilen eine Stimme.
Jungregisseur Henri Hüster ist ein Meister der Verlangsamung und der Beschleunigung. Das beweist er mit seiner Abschlussinszenierung der Theaterakademie.